20 Jahre Projekt "SHIMSHAL"

Ein Bericht mit Stand November 2022

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SHIMSHAL - die Schule – die Anlage ist über die Jahre zu einem Schmuckstück geworden.

Das Wohnheim in Karimabad

Aktuell ist es so, dass 70 Mädchen im Wohnheim leben. Die meisten davon von Shimshal und Chuporsan. Im Juli 2022 haben 25 das Universitätsstudium abgeschlossen, 27 Mädchen das 2. College Jahr.

Unsere Unterstützung für das Wohnheim besteht darin, dass wir die Gehälter der Angestellten bezahlen. Zusätzlich haben wir uns in diesem Jahr an den Kosten für die Lebensmittel beteiligt, die Preise dafür steigen infolge Inflation von Tag zu Tag.

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Das Wohnheim in Karimabad

Die Resultate der Abschlussprüfung der 10. Klasse ermöglichten vielen Studenten eine Weiterbildung im College und Universität. Eine große Chance für die weiblichen Studenten ist die Unterbringung im Wohnheim. Talentierter männliche Studierende werden unterstützt für College oder Universität.

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In der Schule sind zurzeit 192 Schüler, 22 Schüler haben die Schule mit dem Abschluss der 10. Klasse verlassen. Seit der Übergabe des Schulbetriebes an die AKESP (Aga Khan education Service) unterstützen wir die Eltern bei den Kosten für die Schulgebühren.

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20 Jahre Kinder- und Jugendbildung Shimshal e.V.

Wie alles begann:

Wie es uns vor mehr als 2 Jahrzehnten möglich wurde, so ein Projekt anzugehen, darauf will ich etwas eingehen. Nach Touren in den Alpen kam ich zuerst 1990 nach Nepal, um dort die Bergwelt zu erkunden. Mit Zelt und Einheimischen unterwegs zu den 8000er war ich fasziniert von den Landschaften und den Menschen, die dort unter harten Bedingungen das Leben meisterten.

Und so kam auch schnell der Wunsch das Karakorum in Pakistan kennen zu lernen. Nach Touren zum K 2 und über die Gletscher Biafo und Hispar führte mich der Weg im Jahre 2000 nach Shimshal. Ein Dorf auf 3200 m Höhe, das damals noch abgeschnitten vom Rest der Welt war. Die Jeeproad, die das Dorf mit dem Karakorum Highway verband wurde 2004 teilweise fertig gestellt. Die Bewohner ernähren sich vom angebauten Getreide und den Produkten ihrer Tiere, mit denen die Frauen vom Mai bis Oktober auf den Hochweiden des Pamirs auf 4800 m verbringen. Die Besuche dort ergaben die Gelegenheit doch einige 6000er zu besteigen. Während einer langen Tour verwies mein Bergführer Bakhtawar Shah auf die äußerst spärliche Bildungssituation. Wir müssen etwas für die Mädchen tun um Ihnen eine Chance auf Bildung zu geben. 

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Die Räumlichkeiten für den Unterricht waren sehr spärlich. Mit den Verantwortlichen des Dorfes wird das neue Projekt vorgestellt.

Auch die Vereinsgründer fanden dieses Anliegen unterstützungswert und so wurde am 24.11.2002 der Verein Kinder- und Jugendbildung Shimshal gegründet und am 05.02.2003 im Amtsgericht Überlingen unter der Nr. VR 580736 eingetragen. Inzwischen ist für alle Belange das Vereins Registergericht in Freiburg zuständig. Zunächst nur mit Familie und Freunden im Rücken waren es ein Jahr später bereits 85 Mitglieder, die das Projekt unterstützten.

Zu den Mitstreitern zählten inzwischen nicht nur verschiede Vereine und Organisationen, sondern auch Herr Klaus Kiehling, ein pensionierter Kapitän aus Lilienthal bei Bremen. Bald wurde er 2. Vorsitzender. Durch seine Arbeit konnten neue Mitglieder und Sponsoren gewonnen werden. Leider ist er im Oktober 2019 verstorben, wir vermissen ihn. Regelmäßig war er zu Besuch in der Schule.

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Dass wir seinerzeit das Projekt gestartet hatten und es sich so erfolgreich entwickelt hat, ist uns eine Genugtuung und erfüllt uns mit Dankbarkeit allen Mitgliedern, Spendern und Mitstreitern gegenüber. Mit Spenden und vor allem durch ehrenamtliches Engagement konnten die Programme realisiert werden. Ein wesentlicher Punkt war auch die Entscheidung die Einnahmen zu 100 % für die Projekte zu verwenden.

Wir selbst starteten zuerst mit kleineren Advents-und Ostermärkten, die sich im Laufe der Jahre zu einer wichtigen Einkommensquelle entwickelten.

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Ostermarkt in Klufter Adventsmarkt in Oberteuringen

Wir freuten uns über die Zuwendungen der Weststadtschule Ravensburg und die Aktionen der Realschule Ravensburg durch die Teilnahme der Schüler bei „Mitmachen ist Ehrensache“.

Eine wertvolle Hilfe waren die Zuwendungen aus den Erlösen des Hammer Adventsmarktes durchgeführt vom Kirchenkreis Alt Hamburg, Kath. Herz Jesu Gemeinde und der Evang.-Lutherischen Dreifaltigkeitsgemeinde Hamburg Hamm. Bereits für die Fertigstelle der Schule und später den Anteil für die Selbstbeteiligung der Projekte zu leisten, waren durch diese Hilfen möglich. Die Freunde Renate und Harald Kunde hatten unser Projekt den Verantwortlichen vorgestellt.

Was am dringendsten notwendig war, war der Bau einer Schule als Mittelschule für Buben und Mädchen. Und so wurde der Bau im Frühjahr unter der Leitung von Bakhtawar Shah, dem 1. Vorsitzenden des inzwischen gegründeten Partnervereins Naw Bahar Development Organisation begonnen.

Dazu gibt es einen sehr ausführlichen Bericht von Herrn Klaus Kiehling, der im August 2003 Shimshal besuchte: Fundamente ausgehoben, ordentlich ausgeführt! Eine große Anzahl von Steinen und Granitblöcken für Fundamente und Mauerwerk herbeigeschafft und zu Quadern zurecht gespalten, 200 Säcke Zement in Gilgit gelagert. Alle Ausgaben wurden dokumentiert, auch der gebratene Ochse zur Grundsteinlegung. Ja, das war Herr Kiehling, wir vermissen ihn. 

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Trotz erheblichen Schwierigkeiten war die Schule 2006 fertig. Nach dem Erdbeben 2005 weiter südlich hatten sich doch erhebliche Probleme für Transport und Material ergeben.

Eröffnungsfeier

Das Eröffnungsfest fand dem Anlass angemessen in der großen Halle statt. Auf der eigens aufgestellten Ehrentribüne hatten sich etliche Würdenträger aus dem Dorf und Region versammelt. Der Ehrengast Dr. Gunter Mulack, derzeit Deutscher Botschafter in Islamabad hatte den weiten, beschwerlichen Weg nicht gescheut, um uns die Ehre des Besuches zu geben. In seiner Rede betonte er wie wichtig Bildung für Buben und Mädchen ist, denn nur dann ist das gesellschaftliche und wirtschaftliche Vorwärtskommen eines Landes möglich. 

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Ein Direktor war schon eingestellt, einige Lehrer schon vor Ort doch für den kompletten Schulbetrieb wurden noch mehr Lehrer*innen gebraucht- und für diese eine Unterkunft. Der Antrag beim Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit wurde positiv beurteilt und so konnte schnell mit dem Bau eines Wohnheimes für weibliche Lehrer begonnen werden. 

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Schule mit Wohnheim für Lehrerinnen Besuch im Wohnheim mit Herrn Kiehling und Bakhtawar Shah

Der Schulbetrieb konnte für Buben undnMädchen von der 1. Bis zur 10. Klasse starten. 14 Lehrer*innen waren angestellt um in den Fachern bis zur 10.Klasse zu unterrichten. Die 12 Klassenzimmer füllten sich schnell und so kam bald die Notwendigkeit zusätzlicher Räume für den Physik-und Chemieunterricht und einer Bibliothek.

Angedacht wurde auch ein Kindergarten für die Kleinsten ab 3 Jahren für die es im Dorf keine Spielmöglichkeit gab. Weizen-und Kartoffelfelder nahmen den Platz in Anspruch und die Bewässerungsgräben war auch nicht der geeignete Ort zum spielen.

Zusammen mit dem Partnerverein Naw Bahar wurde ein Konzept ausgearbeitet und zusammen mit den Plänen und Finanzierungsplan einen Antrag 2009 an das BMZ gestellt. Auch dieser wurde relativ schnell bewilligt, so dass mit den Bauarbeiten begonnen werden konnte. 

Die Jahreswende 2009/2010

Tragische Ereignisse um die Jahreswende 2009/2010 veranlaßten Herrn Kiehling und Frau Rehkugler so schnell wie möglich die Reise nach Pakistan und Shimshal anzutreten.

Die este Nachricht betraf uns persönlich. Am 28.Dezember 2009 kam unser Vertrauter und Freund Bakhtawar Shan, der Initiator und Vorsitzende des Partnervereins Naw Bahar und auch die von uns sehr geschätzte Schuldirektorin Mah Jabeen durch einen Verkehrsunfall ums Leben. Für uns , die beiden Vorsitzenden ein tragischer Verlust.

Die zweite Nachricht erhielten wir Anfang Januar 2010. Im Hunzatal, auf unserer Route von Gilgit nach Shimshal, hatte sich eine große Naturkatastrophe ereignet. Durch einen langen vorausgesagten Erdrutsch wurde das ganze Dorf Attabadmit mit seinen Einwohnern in die Tiefe gerissen. Der von Norden kommende Hunzaflußwurde durch einen aus Geröll, Fels und Erdreich aufgeschütteten Damm blockiert. Der Fluß staute sich alsbald auf und verschlang nach und nach einige weitere Dörfer, die einen vollständig, die anderen teilweise.

Es bildete sich ein See von 20 Km Länge. Somit war der KKH, die einzige Lnadverbindung ins obere Hunzatal und Verbindung nach Chima abgeschnitten, mit erheblichen Folgen für die Menschen in den Dörfern, einschließlich Shimshalis.

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Menschen, Tiere, Waren und Fahrzeuge mußten über den See transportiert werden.

Innerhalb von 2 Jahren wurde mit Bau von Brücken und Tunnels der Verkehr auf dem Karakorum Highway wieder hergestellt. Der See wird nun für den Tourismus genützt.

Nach dem ersten Schock der Menschen in Shimshal erhielten wir bald die Nachricht von Amjad, dem Neffen und Stiefsohn von Bakhtawar, dass der Schulbetrieb weitergührt wird und er in Zusammenarbeit mit seinem Bruder Sajjad beabsichtigt nun Bau des Vorschulkindergartens mit den Spezialräumen für Physik/Chemie, Bücherei und Computerraum fertig zu stellen.

Anfang November 2010 dann Einweihung des neuen Gebäudes. Was unter diesen Umständen alles hertransportiert wurde, verdiente alle Hochachtung: 3 voll ausgestattete Räume für die Kleinen sowie der übrigen Räume.

2012 Unsere Grund-und Mittelschule in Shimshal ist 10 Jahre nach unserer Vereinsgründung und 6 Jahre nach Fertigstellung zu einer wichtigen Einrichtung geworden und auch der Vorschulkindergarten wird dankbar angenommen.
Die wachsende Schülerzahl mit nunmehr 200 Schülern brachten die Notwendigkeit mit sich, für mehr Mobilar zu sorgen. Ein Antrag bei der Stiftung Entwicklungszusammenarbet Baden Würtemberg (SEZ) wurde genehmigt und 100 Garnituren Tische und Stühle in die Schule gebracht.

Ein großes Problem war der Bau einer Wasserleitung für die Schule und das Dorf , denn das Wasser mußte mit Kanistern heran getragen werden. Anstrengungen das Gletscherwasser mit Rohren ins Dorf zu bringen scheiterten, denn zuviel Sand und Geröll verstopften bald die Leitungen. Ein Plan wurde ausgearbeitet um die Quellen im hinteren Tal mittels Leitungen mit dem Dorf und der Schule zu verbinden. Der Plan wurde umgesetzt und endlich hatte unsere Schule das notwendige Wasser. Nun 2022 funktioniert dieses System immer noch und klares Quellwasser sprudelt mit großem Druck heraus. Die Toiletten sind angeschlossen.

2014 Nach einem langen Antragsverfahren erhielten wir Ende 2013 die Bewilligung vom BMZ für den Bau einer Solaranlage, die ausreichend Strom für Beleuchtung und Unterhalt der Schule liefert. Auch für das neue Gebäude mit 2 Magazinen und 2 Räume für die Unterbringung der auswärtigen Lehrer. Wie bei allen BMZ und SEZ Projekten ist auch unser Verein mit einer Selbstbeteilihung von 10 bis 15 % in der Pflicht. Bei diesem Vorhaben war die Umsetzung nur duch den Nachlass von Dr. Alfred Thomas möglich. Als Bergsteiger hatte er schon öfters Shimshal besucht und sein Wunsch war es immer Solar nach Shimshal zu bringen.

2015 wurde die Anlage in Betrieb genommen, funktioniert bis heute gut.

Mit dem damaligen Projektpartner Naw Bahar war unser Verein zuständig für die Bezahlung der Lehrer und den laufenden Betrieb der Schule. Nun da die Kleine Aga Khan Schule baufällig war und die dort verbliebenen Schüler außen vor waren, war es unsere Entscheidung sie in unseren Schulbetrieb zu integrieren. Heute kann man sagen, dass die Schule dadurch gewonnen hat, denn AKESP verfügt über einen großen Bestand an Lehrer*innnen. Ein qualitativ hochwertiger Unterricht wird geboten. Der Nachteil ist, dass von den Eltern doch ein relative hohes Schulgeld verlangt wird. Unser Verein unterstützt seit diesem Zeitpunkt besonders arme Familien, damit es für jedes Kind möglich ist den Unterricht zu besuchen.

2017 Seit einigen Jahren wurden 10 Schülerinnen durch Sponsoren unseres Vereins für die Weiterbildung an College oder Universität unterstützt.

Auch in Shimshal wurde eine gute Bildung für Mädchen immer mehr geschätzt und so verliessen immer mehr Schüler*innen mit hervorragenden Resultaten die 10. Klasse unserer Schule. Der Vorschlag unserer Partnerorganisation REDF (Rural education developtment Organisation) ein Wohnheim in Karimabad zu bauen wurde von uns durchdacht und geprüft. Davon könnten alle profitieren. Für den Besuch eines College oder Universität, aber auch die Chancen einer Berufsausbildung wären gegeben.

Es war klar, dass ein solches Projekt nur mit Hilfe des BMZ zu realisieren war. Die Antragstellung war nicht einfach und erforderte einen großen Zeitaufwand. Ende Juni 2017 kam dann die Genehmigung. Das Grunstück wurde vom Eigentümer solange bereit gehalten und mit dem Bau konnte begonnen werden.

2019 war der Bau fertig gestellt und wurde mit einer großen Feier der Bestimmung übergeben. Unser Partnerverein REDF mit dem 1. Vorsitzenden Wahab Ali Shah, dem 2. Vorsitzenden Qudrt Ali Shah und dem Finanzkoordinator Muhammad Abbas hatte ganze Arbeit geleistet. Dies war wichtig, denn alles mußte den Vorgaben der Antragsstellung umgesetzt werden.

Eine eindrucksvolle Eröffnungsfeier. Viele Gästen und Honartionen von Hunza und Gilgit nahmen daran teil.

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Tag der Eröffnung mit (von links) Muhammad Abbas, Frau Rehkugler, Wahab Ali Shah und Qudrat Ali Shah.

Sehr schnell füllte sich das Wohnheim mit 80 Bewohnerinnen, die sich alle sehr wohl fühlen.

2021 Ein großer Dank gilt der Schwäbischen Zeitung, die von Anfang an unseren Verein mit regelmäßigen Berichten unsere Tätigkeit der Öffentlichkeit vorstellten. In Zusammenarbeit der Caritas wurde die Aktion „Helfen bringt Freude“ ins Leben gerufen. Von Anfang an wurde unsere Verein mit großzügigen Zuwendungen bedacht. Dadurch konnte eine Solartherme für warmes Wasser und eine neue Wasserleitung geschaffen werden. 

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Die Solartherme ist installiert und alle freuen sich: die Hausdame Hussn Bibi, Wahab Ali Shah, Qudrat Ali Shah und die Bewohnerinnen des Wohnheimes.

Immer willkommen waren wir auf dem Alpakahof Adventure Alpakas. Wir durften dort beim Herbst- und Adventszauber unsere Gestecke und Sonstiges verkaufen. Neue Mitglieder konnten dabei gewonnen werden. Seit Jahren werden wir außerdem mit großzügigen Spenden unterstützt. Vielen Dank an Karin Lange und Jens Hernig.

Rückblickend kommt die Erkenntnis, dass wir das Ziel, Kindern und Jugendlichen eine gute Bildung zu geben, bestens erreicht haben. Die Anfänge waren nicht leicht, aber durch die Anerkennung und Hilfe von einem großen Gönnerkreis, kamen wir zu diesem Ergebnis.

Um das Wertvolle, das wir hier geschaffen haben auch weiterhin am Laufen zu halten bitten wir auch weiterhin um Unterstützung.

 

Oberteuringen, November 2022

Wilma Rehkugler
1. Vorsitzende

 


Spendenkonten des Vereins
 

Sparkasse Bodensee:

IBAN: DE92 6905 0001 0020 1366 44 /// SWIFT-BIC: SOLADES1KNZ

Raiffeisenbank Oberteuringen:

IBAN: DE24 6516 2832 0081 4970 08 /// SWIFT-BIC: GENODES1OTE

Revision: 05.12.2022 - 03:06