Die kompletten Kosten der durchgeführten Reise wurden von den Teilnehmern selbst übernommen. Die vorhandenen Spendengelder kommen also voll und ganz dem Projekt in Shimshal zugute!
Reisebericht 2011 - Sommer
Bericht über die Reise vom 16.06. bis 31.07.2011 nach Shimshal/Pakistan
mit einem Kurzbesuch in Kaschgar/China
Mit der Gewissheit, dass ich dort im fernen Shimshal erwartet werde, war es keine Frage, auch in diesem Jahr unser Projekt wieder zu besuchen. Den Fortschritt unserer Mittelschule und des Vorschulkindergartens zu sehen, war ein guter Anlass dazu.
Willkommensgruß unserer Schüler beim Elterntag |
Trotz des Aufenthaltes in Dubai sind die Emirates immer eine gute Wahl. Auch deshalb, weil mit 30 Kilogramm Freigepäck doch einiges wieder nach Shimshal verbracht werden konnte.
In Rawalpindi warten auf einen Weiterflug, letztendlich wurden aber wieder alle Flüge annulliert und so blieb nur der Landweg. Der Babusar-Pass war nun schneefrei und so konnte der unsichere Mittelteil der Fahrt, die Provinz Kohistan, umgangen werden.
Nach ein paar Tagen in Gilgit fuhr ich gemeinsam mit Amjad nach Shimshal. Das Schulfest war für den 11.07.2011 festgelegt. Seine Anwesenheit für die Organisation und für die gerade anstehenden Prüfungen war sehr gefragt.
Die Situation mit dem aufgestauten See war nun nicht mehr so chaotisch. Eine weitere Zufahrt für die Jeeps und Traktoren sorgte für mehr Sicherheit. Der See selbst war in unverändertem Zustand. Nach Auskunft von Einheimischen soll dann ein kontrollierter Abfluss erfolgen, wenn der Hunzafluß, bedingt durch die Jahreszeit, weniger an Wasser bringt. Ziemlich spät am Abend fand sich noch ein Boot, das uns an das andere Ufer mitnahm. Das Glück war dann wieder auf unserer Seite:
Ein befreundeter Jeepfahrer brachte uns noch am Abend nach Shimshal und so konnte die gesamte Reise in einem Tag erfolgen.
Die jährliche Prüfung |
Für einen Teil der Schüler fanden die Prüfungen in der Halle statt. Da die Prüfungen doch einige Tage in Anspruch nahmen und ich dabei nicht stören wollte, verbrachte ich die Zeit mit Besuchen bei verschiedenen Familien. Bei meinem 12. Besuch in Shimshal fühle ich mich nun wirklich zu Hause und auch die Shimshalis lassen mich spüren, dass das, was nun an Bildungsmöglichkeiten durch unseren Verein geschaffen wurde, eine große Bereicherung für sie ist und ohne unsere Hilfe nicht möglich gewesen wäre.
Besuch bei Shaista und ihrer Mutter. Sie besucht das College in Aliabad, gefördert durch ein Mitglied unseres Vereins. |
Es ist schön, die Generationen heranwachsen zu sehen im Wissen, dass wir ihnen durch Bildung eine Chance auf eine bessere Zukunft ermöglichen.
Die Erfolgsquote der Prüfungsergebnisse lag bei 92%. Viele Schüler der 10. Klasse werden zur Weiterbildung an eine weiterführende Bildungseinrichtung gehen. Da die Schüler bereits wahlweise Physik, Chemie, Biologie oder Wirtschaftskunde als Wahlfach haben, wird diese Ausbildung überall anerkannt und kann zu jedem nachfolgenden Berufsweg führen. College, Universität oder z. B. eine Ausbildung als Hebamme oder Krankenschwester sind mögliche Berufswege.
Auch in Pakistan ist nichts mehr denkbar ohne Computer und so sind wir sehr glücklich darüber, dass diese im Zuge des letzten Bauabschnitts (Vorschulkindergarten mit wissenschaftlichen Räumen) genehmigt worden sind. Zu meiner großen Freude kann ich berichten, dass in der Bücherei nun über 1.000 Bücher verfügbar sind. Angefangen beim Bedarf der kleinen Schüler und der Mittelschüler bis zu Büchern für Erwachsene, wie vom BMZ angestrebt. Historische Bücher von Shimshal wurden ebenfalls in unsere Bücherei aufgenommen.
Schüler auf dem Heimweg nach Aminabad mit der neuen Schülerkleidung |
Mädchen auf dem Nachhauseweg von unserer Schule, in mitten von Weizenfeldern. |
Auch die letzte Klasse des Vorschul-Kindergartens ist geprüft worden. Nach den Ferien werden alle 20 Schüler in die 1. Klasse unserer Grund- und Mittelschule wechseln. In die 9. Klasse Mittelschule wechseln 22 Schüler. Und so füllt sich die Schule, denn es werden pro Schuljahr mehr Kinder aufgenommen als Abgänge zu verzeichnen sind.
Das Schulfest oder eigentlich der Elterntag ist zu einer großen Attraktion im Dorf geworden, wie die vollgefüllte Halle zeigt. Von den Schülern werden Darbietungen geboten. Vor allem die Älteren lassen sich Theaterstücke einfallen, die zur allgemeinen Belustigung beitragen. Traditionelle Tänze runden das Programm ab. Reden werden gehalten und ich erinnere in meiner Rede nochmals an Bakhtawar Shah, der sich dies alles so sehr gewünscht hat und durch seinen tödlichen Unfall nun nicht mehr in unserer Mitte sein kann.
Traditioneller Gesang |
Bedingt durch den langen kalten Winter wird im Juli noch Schule gehalten. Im August sind Ferien und der Schulbeginn ist dann wieder der 1. September. So hatte ich ausreichend Gelegenheit, den laufenden Schulbetrieb zu besuchen. Dadurch, dass die Kinder im Vorschulkindergarten ebenso von gut geschulten Lehrerinnen unterrichtet werden, ist die Zahl der Lehrkräfte nun auf 16 angestiegen. Davon sind acht aus Shimshal, vier von Karimabad, drei von Gilgit und eine von Ghulkin, Gojal.
Im Lehrerhaus wohnen acht Lehrerinnen, die mich - wie jedes Jahr - ein paar Mal zum Essen einladen. Für den guten Schulbetrieb sind Direktor Shaheen Karim und Amjad Karim verantwortlich.
Die Lehrerinnen sind zum Essen eingeladen |
Frau Rehkugler mit dem Direktor |
Die Abreise musste noch warten, denn am 13.07.2011 ist das große Fest zu Ehren des Religionsführers der Ismaeliten, Aga Khan: Salgirah wird zuerst in der Jamathkana, dem Gebetshaus, gefeiert und danach nochmals mit Musikkapelle und Darbietungen auf dem Festplatz.
Am nächsten Tag dann Richtung Sost, der Zoll- und Abfertigungsstelle für die Ausreise nach China. Das Visum wurde mir von der chinesischen Botschaft in Deutschland ausgestellt und so ergaben sich für mich keine Probleme. Meine pakistanischen Mitreisenden wurden aufgrund der mitgebrachten Waren, die sie in China verkaufen wollten, schon genauer kontrolliert.
Der Kunjerab Pass mit 5.000 m Höhe bildet die Grenze nach China und mir wird bewusst, dass ich mich auf der legendären Seidenstraße befinde. Bevor es nach Xinjiang, dem Land der Uiguren geht, wird auf dem Pass von chinesischer Seite nochmals alles kontrolliert. Nach dem Passieren der Grenze erschließt sich eine Landschaft mit weit ausladenden grünen Tälern mit Jurten der nomadisierenden Hirten und kleinen Ansiedlungen. Große Schafherden und Yaks weiden auf den Hängen und später sind auch Kamele zu sehen. Im Hintergrund die Ausläufer des Pamirgebirges.
Nach einigen Stunden ist Taschkurgan erreicht. Hier leben viele Tadschiken, darum gibt es auch keine Sprachprobleme mit den pakistanischen Mitreisenden, denn sie
Sprechen Wakhi, das auch im nördlichen Hunza gesprochen wird.
Der Musztag Ata, 7546 Meter hoch Von den Einheimischen respektvoll "Vater der Schneebergeerge" genannt |
Dann die Fahrt nach Kaschgar. Rechts uns links das Tian-Shan-Gebirge und als Höhepunkt der Musztag Ata, 7.546 Meter Höhe. Das 2.000 Jahre alte Kaschgar war ein Karawanenstützpunkt an der legendären Seidenstraße. Heute findet man hier westlich geprägten chinesischen Luxus mit riesigen Supermärkten. Mein Interesse galt dem historischen Zentrum. Die alte Metropole der Uiguren fällt nun der Modernisierung zum Opfer. Trotz der Hitze mache ich mich auf die Suche danach, freue mich, dass ich noch einen Teil der Altstadt finde und kaufe Zimtstangen und Sternanis bei einem der vielen Gewürzhändler.
Bei der Ausreisestelle in Taschkurgan staune ich über die Mengen, die die pakistanischen Mitreisenden gekauft haben. Hier werden nochmals alle Waren auf chinesischer Seite kontrolliert, später nochmals in Sost, der pakistanischen Zollstelle. Seit die die Menschen aus dem oberen Hunza durch den See vom übrigen Pakistan abgeschnitten sind, ist der Transport von Kaschgar oft einfacher als über den See. Und so wurden auch die Bodenplatten für unsere Schule in Kaschgar gekauft. Kaschgar war in jedem Fall eine Reise wert, leider war es nur ein kurzer Aufenthalt, denn so langsam musste an die Rückreise und den Heimflug gedacht werden.
Auch der geplante Besuch bei Karim Khan in Aliabad war mir ein Anliegen. Dort wollte ich Roshan treffen, sie stammt aus Shimshal und besucht derzeit das Medical-College in Islamabad. Gefördert wird sie durch eine Familie unseres Mitglieds. Aus dem Mädchen, das es durch familiäre Umstände nicht leicht gehabt hat, ist eine selbstbewusste junge Frau geworden.
Karim Khan, der mich nach Shimshal gebracht hat, schenkt mir das von ihm geschriebene Buch über Kultur und Wakhi-Sprache von Pakistan, Afghanistan, Tajikistan und China. Interessanterweise schreibt er, dass die Sprache von der Originalform des Farsi stammt, das vor mehr als 1000 Jahren in Persien entstanden ist und auch heute noch im Iran gesprochen wird.
In Gilgit war es heiß mit wolkenlosem blauem Himmel. Das nützte mir jedoch ebenso wenig etwas wie das trotz lang ausgebuchter Flüge vom PIA Büro bevorzugt für Touristen ausgestelltem Ticket. Durch den Monsun weiter südlich wurden alle Flüge eingestellt und so blieb nur der Landweg.
Eine große Hilfe bei der weiteren Rückreise war Saif-ur Rahman von Life Adventure Tours, einer Agentur für Trekking und Bergsteigen. Ein Unternehmen, das nicht nur durch die Bemühungen von Saif, mir bei einer Mitfahrgelegenheit weiter zu helfen, zu empfehlen ist. Letztendlich organisierte er einen Jeep mit zwei Pakistani, die auf dem Weg zur Universität nach Islamabad waren. Die Jahreszeit erlaubte die Rückreise-Variante über den Babusar-Pass, den Saif-ul-Muluk-See ins Kagan-Tal. Es ist bereits Nacht, als wir durch Naran und Balakot fahren. Balakot, vom großen Erdbeben 2008 völlig zerstört, ist nun komplett wieder aufgebaut. In Mansera dann wieder auf den Karakorum-Highway und durch das nächtliche Abottabad. Ein endloser Konvoi von Lastwagen und Autos zieht durch die von Leuchtreklamen erhellte Stadt. Kaum vorstellbar, dass hier vor einigen Monaten eine Aktion der Amerikaner durchgeführt wurde, die weltweit Aufsehen erregte.
Kinder vor der Schule |
Insgesamt war es eine schöne und interessante Reise. Wohltuend, wieder auf freundliche, hilfsbereite Menschen zu treffen und das Gefühl zu haben, zu keiner Zeit einer Gefahr ausgesetzt gewesen zu sein. Die Menschen, gerade im Norden, sind hart davon betroffen, dass in diesem Jahr die Touristen so gut wie ausgeblieben sind. Bei dieser Gelegenheit möchte ich daran erinnern, dass für die Reise im nächsten Jahr Mitreisende herzlich willkommen sind.
Das Programm kann beliebig gestaltet werden, sei es für einen Besuch in Shimshal, Trekking oder Bergsteigen. Alles Nähere dann hier auf unserer Homepage www.shimshal.de
Zu finden ist dort auch der Link zu der empfehlenswerten Trekkingagentur in Gilgit: www.lifeadventuretours.com.pk
Aus Nepal erreichte mich ein Mail von Dendi Sherpa. Er gehörte zur Trägermannschaft bei vielen meiner Touren. Nun schreibt er mir, dass er eine eigene Trekking-Agentur in Kathmadu hat. Gerne empfehle ich ihn weiter und gebe auch Informationen oder Auskünfte: www.hellosherpatreks.com
Mit der Gewissheit, dass unsere Schule in Shimshal weiter wächst und von den
Menschen dort mit großer Dankbarkeit angenommen wird, habe ich meine Heimreise angetreten.
Wilma Rehkugler, 1. Vorsitzende
Spendenkonten des Vereins
Sparkasse Bodensee:
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Raiffeisenbank Oberteuringen:
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