Reisebericht 2023 - September

Kurzfristig hatte ich mich entschlossen, nach zwei Jahren Pause die Reise nach Pakistan zu unseren Projekten nochmals anzutreten.

Leider waren die Flüge ab Zürich ausgebucht und so entschied ich mich für die Qatar Airlines von Frankfurt nach Islamabad.

Dass ich die Strecke Islamabad – Gilgit dann per Flug zurücklegen konnte, betrachtete ich als gutes Omen für diese Reise. Der Flug startete pünktlich um 05:30 Uhr und als absoluten Höhepunkt konnte ich den Sonnenaufgang über dem Nanga-Parbat-Massiv erleben.
Von Gilgit aus ging es dann zügig weiter nach Karimabad, um dem Wohnheim einen Besuch abzustatten.

Die Nachrichten über den laufenden Betrieb erreichen unseren Verein in regelmäßigen Abständen, doch intensiv mit den Verantwortlichen zu sprechen und alles vor Ort zu begutachten hat eine andere Qualität und ermöglicht einen besseren Austausch.

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Vor dem Wohnheim

Wie immer war der Empfang sehr herzlich. Die Hausdame Hussn Bibi teilte mit, dass sich das Haus nach und nach mit alten und neuen Bewohnerinnen füllen würde.
Aktuell sind es nun 65 Frauen, der größte Teil kommt aus Shimshal, aber auch aus den weiter entfernt liegenden Tälern wird das Wohnangebot gerne angenommen. Für die Weiterbildung steht das staatliche College oder die Zweigstelle der Karakorum Universität zur Verfügung.

Die Colleges beginnen im September und die in unmittelbarer Nähe liegende Karakorum Universität startet das Semester immer am 1. Oktober.
Drei junge Frauen aus Shimshal machen eine Ausbildung in einem größeren Hotel.

Die Personaldecke ist mit vier Küchenmitarbeiterinnen, der Hausdame, einer Verwaltungsmitarbeiterin und dem Wachmann gleichgeblieben.
Bis jetzt war es so geregelt, dass unser Verein das Personal bezahlte und die Bewohnerinnen einen Beitrag für die Mahlzeiten leisteten. Eine galoppierende Inflation bedeutet zwar für den ausländischen Besucher beim Umtausch einen Währungsvorteil. Für das Land ist es jedoch eine Katastrophe, denn die Lebensmittelpreise steigen täglich um das Dreifache. Bereits im letzten Jahr haben wir einen Essenszuschuss geleistet und nach Beratung mit der Wohnheimleitung beschlossen, dies auch im Jahr 2023 fortzuführen.

Während der Sommerferien wurden neun Räume frisch gestrichen und im Hof ein größeres Bassin installiert, um nicht zu sehr die Küche zu belasten, dazu ein Wassertank mit einer Wasser- und Abwasserleitung.

Was schon lange im Raum stand, war der Kauf des Weges, der an das Gelände seitlich zum großen Tor des Wohnheimes anschließt und wichtig für den Zugang ist. Da jetzt das Grundstück unterhalb des Wohnheimes bebaut werden soll drängte der Besitzer zum Kauf. Hier konnte Wahab geschickt mit dem Eigentümer verhandeln und die relativ große Fläche von circa 12m Länge und 5m Breite für 1.000,00 € erwerben. Die notwendigen Mittel für diese Leistungen wurden aus der Zuwendung der Schwäbischen Zeitung aus der Aktion „Helfen bringt Freude“ erbracht.

Die Versorgung mit Elektrizität hat sich leider verschlechtert und bis zur Fertigstellung des gewaltigen Diamer-Bhasha-Damms (der von deutschen Ingenieuren geplant wurde) wird es noch dauern. Tagsüber gab es keinen Strom und abends konnte eine Art Stromrationierung beobachtet werden.

Das Wohnheim ist mit der Solaranlage, die Bestandteil der Zuwendung des BMZ war, ausgestattet. Diese Solaranlagemit 20 Modulen reicht aus für die Versorgung mit Licht und die Betreibung anderer Geräte wie Laptops.

In der Küche wird mit Gas gekocht, das in großen Behältern angeliefert wird. Da nun auch der Preis für Gas in die Höhe geschnellt ist, prüft man, ob die Solaranlage nicht noch mit zusätzlichen Batterien erweitert werden kann, um vom teuren Gas unabhängig zu sein. Auch Pakistan ist von LNG abhängig, doch die LNG-Nachfrage Europas treibt weltweit die Preise in die Höhe und dies geht zu Lasten der Schwellenländer.
Die natürlichen Gas- und Ölvorkommen in Pakistan gehen langsam zur Neige und die Förderkapazität ist für die Energieversorgung des Landes nicht ausreichend.

Eine weitere notwendige Baumaßnahme wäre ein Sichtschutz für die Bewohnerinnen in den oberen Stockwerken. Auch werden aufgrund der gestiegenen Bewohnerinnenzahl weitere Laptops benötigt. 

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Fahrzeug Jeeproad

Die Fahrt nach Shimshal ist immer noch, auch nach so vielen Jahren, ein Abenteuer. Die Jeep Road führt durch tief eingeschnittene Täler und gigantische Felswände auf schmalen Schotterpisten mit Blick auf den 200 m tiefer gelegenen Shimshalfluß, Haarnadelkurven und reißende Bergbäche.

Shimshal hat sich nicht sehr verändert. Lediglich die Besitzer der beiden größten Unterkünfte haben ihre Anwesen ausgebaut, um die mittlerweile größere Zahl von Gruppen ausländischer Touristen aufzunehmen. Shimshal ist inzwischen zum Geheimtipp für Reisende geworden, die nach neuen unentdeckten Zielen suchen.

Am Tag nach der Ankunft steht der Schulbesuch an. Ich werde schon erwartet und bin überrascht über die weiter gewachsene Schülerzahl. Im Büro des Rektors gibt es die ersten Informationen über den Schulbetrieb. 

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Im Kindergarten mit dem sehr engagierten Rektor Rahim Ibrahim
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Die Belegung ist mit 220 Lernenden immer noch auf einem hohen Stand. Im Moment sind es 18 LehrerInnen und so fielen die Ergebnisse wieder außerordentlich gut aus. Dies besonders auch bei der 10. Klasse, was bedeutet, dass diesen SchülerInnen einer Weiterbildung nichts mehr im Wege steht. 

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Ein großes Anliegen meinerseits war das Gespräch über die Unterstützung für das doch hohe vom Aga Khan Education Service erhobene Schulgeld. Werden die Zuschüsse gerecht verteilt und können besonders arme Familien davon profitieren? Von den Verantwortlichen wird mit großem Nachdruck betont, dass ohne unsere Zuschüsse zum Schulgeld der Schulbetrieb nicht möglich wäre.

Erneut wurde bestätigt, dass ein Gremium diese unsere Zuwendungen gerecht verteilt und dass besonders arme oder kinderreiche Familien davon profitieren. Unsere Forderung ist, dass kein Kind abseitsstehen muss, weil die Eltern das Schulgeld nicht bezahlen können.

Der Rundgang durch sämtliche Klassenzimmer startete bei den Kleinsten und endete bei der 10. Klasse. Diese Kinder und Jugendlichen in ihrem großen Lerneifer zu sehen, bereitet immer wieder aufs Neue Freude und ist nur mit unserer Hilfe möglich. 

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Schnell wurde ein Schulfest vorbereitet mit Darbietungen mit großen und kleinen Schülern

Überrascht wurde ich von der Einladung des neuen Präsidenten von Shimshal, Muhammad Amin, der nach drei Jahren turnusgemäß als neuer Präsident gewählt wurde. Von den anwesenden Honoratioren wurde die Tätigkeit unseres Vereins ausführlich gewürdigt.

Auch Aman Karim war bestens informiert über den Werdegang unseres Vereins und was bisher geleistet worden war. Gut informiert begann er seine Rede damit, die Geschichte unserer Organisation mit den bisher erbrachten Leistungen aufzuzählen. Er erwähnte den Bau der Schule mit Bakhtwar Shah, die nachfolgenden Gebäude, das Wohnheim und die Förderung der Studenten für die Weiterbildung. 

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Als Anerkennung wurde mir eine Auszeichnung für herausragende Dienste für die Gemeinde Shimshal überreicht. Gerne nahm ich sie im Namen unseres Vereins entgegen.


Nach all diesen positiven Eindrücken fiel mir der Abschied von Shimshal schwer. Jedoch stand noch ein zweiter Besuch im Wohnheim auf dem Plan. Hier wurde bereits fleißig für einen Abschiedsabend geübt. Wie immer ging es lustig zu mit Gesang und Darbietungen der Mädchen.

Wahab Ali Shah, Vorsitzender der Partner Organisation REDF (Rural Education Development Foundation) hielt eine längere Rede. Er betonte, wie wichtig eine gute Bildung ist und Fortschritte nur durch Lernen und noch mehr Lernen erreicht werden können. Im Wohnheim gibt es die notwendige Ruhe dazu, denn die Pflichten für die Haushaltsführung entfallen hier.

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Willkommensgruß
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Wahab Ali Shah bedankt sich für das Geschenk, eine neue Mütze

Wieder in Gilgit

Auch in Gilgit war wieder ein wolkenloser, strahlend blauer Himmel und so hatte ich erneut das Glück, die Hauptstadt Islamabad per Flug erreichen zu können. 

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In Islamabad ein Treffen mit Niha um das Geschenk eines Mitglied unseres Vereins zu übergeben. Ein Buch über Micro Biologie, das sie studieren will. Mit Bestnoten verließ sie unsere Schule in Shimshal und das College in Krimabad.

Links Zainoor, sie wartet auf das Testergebnis um Medizin zu studieren. Rechts Surriya, die Tochter von Bakhtawar Shah, der damals den Anstoß zu allen unseren Aktivitäten gegeben hat. 

Wieder einmal mehr konnte ich mich mit vielen positiven Eindrücken auf die Heimreise machen.

Wilma Rehkugler, 1. Vorsitzende            Karin Axtmann, Schriftführerin

 

Um die Projekte am Laufen zu halten und die versprochene Unterstützung für Schule und Wohnheim leisten zu können, sind wir auch weiterhin auf Spenden angewiesen.


Spendenkonten des Vereins
 

Sparkasse Bodensee:

IBAN: DE92 6905 0001 0020 1366 44 /// SWIFT-BIC: SOLADES1KNZ

Raiffeisenbank Oberteuringen:

IBAN: DE24 6516 2832 0081 4970 08 /// SWIFT-BIC: GENODES1OTE

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Shimshal_Reisebericht-2023-September.pdf

Dateityp: .pdf - Dateigröße: 1,3 MB - Revisionsdatum: 15.11.2023 - Downloads: 35

Revision: 15.11.2023 - 04:36