Reisebericht 2005

Bericht zum Schulbau in Shimshal-Hunza, Pakistan

Einen Tag vor dem großen Erdbeben in Pakistan habe ich vorzeitig meine Rückreise angetreten. So schlimm diese Katastrophe für das Land ist, hat mich doch die Nachricht gefreut, dass in Gilgit und Hunza keine größeren Schäden entstanden sind. Auch Shimshal und die Schule – noch weiter abgelegen vom Zentrum des Bebens – hat alles gut überstanden.

Nach einer Tour rund um den Nanga Parbat hatte ich die Gelegenheit, mit Yasmin Karim, der Sekretärin des Partner- Vereins Naw-Bahar Education and Welfare-Organisation, nach Shimshal zu fahren.

Als Angestellte beim Aga Khan Education-Service ist sie – neben dem Präsidenten Bakhtawar Shah – die Person, die sich unermüdlich für die Bildung von Frauen und Mädchen einsetzt. So ist sie auch in diesem Jahr bei der Sonderaktion dabei, in der von 1.000 Frauen 150 ausgewählt wurden für den Friedensnobelpreis.

Ein Erdrutsch am Karakorum- Highway setzte unserer Fahrt bereits nach 200 km ein Ende. Die ersten 3 Stunden tat sich gar nichts. Ein Bulldozer machte dann in weiteren 4 Stunden die Straße wieder passierbar.

Nach einer Übernachtung in Passu setzten wir unsere Reise fort. In Richtung Shimshal. 60 km durch eine grandiose Bergwelt auf der neuen Jeeproad. Nach 3 Stunden Fahrt öffnete sich das Tal und Shimshal wurde sichtbar. Mein erster Weg führte natürlich zur Schule. Was man auf den Bildern einfach nicht zeigen kann berührte mich doch tief. Mit wie viel Liebe und Begeisterung daran gearbeitet wurde und wird. Die Arbeiter waren bemüht noch die restlichen Zementarbeiten fertig zu stellen, solange die Temperaturen es erlaubten. Verschiedene Arbeiten am Dach wurden nun statt in Holz in Zement ausgeführt wegen der besseren Haltbarkeit. Nun wird an den restlichen Holzarbeiten und an der Dacheindeckung gearbeitet. Kälte wird die Shimshalis nicht an der Fertigstellung noch in diesem Jahr hindern. Vielmehr sind es die Naturgewalten, die besonders im Frühjahr – oft bis zum Mai/Juni – die Arbeiten erschweren oder unmöglich machen. Gearbeitet wird noch den ganzen Oktober bis Ende November.
Die Mauern bestehen aus gehauenen Steinquadern. Die Felsblöcke wurden aus dem ganzen Tal herbeigeschafft. Zwei Traktoren gibt es im Dorf, alles andere wurde ohne technische Hilfsmittel erstellt. Insgesamt 12 Klassenzimmer hat die Schule. Ein Rektorzimmer, ein Zimmer für Bücher und Schulmaterial sowie ausreichend Toiletten sind in dem Gebäude untergebracht. Die Halle in der Mitte wird für Prüfungen und gemeinsame Veranstaltungen genutzt.
Zum ersten März 2006 wird die Schule in Betrieb genommen. Yasmin Karim wird sich um die Lehrer kümmern. Das Gehalt ist sehr mager und liegt im Bereich von 60,- bis 80,- Euro im Monat. Mit einer kleinen Härtezulage wird es kein Problem sein auch Lehrer in das abgelegene Shimshal zu bekommen. Die Lehrer, die bereits in Shimshal ansässig sind werden übernommen. Die Neuen werden vorerst in Familien untergebracht, was durchaus nicht einfach ist. In den Einraum-Hunza-Häusern leben oft 3 Generationen zusammen. Wir werden deshalb nicht darum herumkommen, ein paar einfache Lehrerhäuser zu bauen, um sie dauerhaft in Shimshal zu halten. Damit die Vereinskasse nicht zu sehr strapaziert wird, werden diese dann – wenn das nötige Geld vorhanden ist – in einfacher Bauweise erstellt. Gedacht ist an einen Raum mit Kochgelegenheit und Toilette.

Eine Abordnung vom Aga-Khan-Education-Service – ansässig in Gilgit – war bereits in Shimshal und sehr angetan von der neuen Schule. Es wurde vereinbart, dass diese Organisation einen Teil der Lehrerkosten übernimmt. Unser Verein wird jedoch auch in der Zukunft zum Unterhalt der Schule beitragen.

Die Shimshalis sind sehr stolz auf ihre neue Schule. Waren sie doch als das am weitesten von der Zivilisation entfernte Dorf immer benachteiligt. Das Leben ist sehr hart auf 3200 m Höhe, besonders für die Frauen und Mädchen. Erfreulich ist, dass die Grundidee auch den Mädchen eine Bildungschance zu geben – die bis zu unserem Mittelschulstandard geht – nicht vergessen worden ist. „Wir müssen auch die Ärmsten der Armen, die ohne Vater oder Mutter, aus den Häusern holen“ meinte Bakhtawar Shah. Dass trotz der Freude über die neue Schule die wichtigen Dinge nicht vergessen worden sind zeigt doch, dass wir gute Partner haben.
Gegenseitiges Vertrauen hat all dies ermöglicht. Die finanziellen Mittel kamen bis jetzt komplett von unserem Verein. Von unserer Seite wurden die Einnahmen zu 100 % für das Projekt weitergegeben. Der Naw-Bahar-Verein muss nicht nur uns Rechenschaft über das Geld abgeben. Er wird auch von einer staatlichen Organisation in Gilgit überprüft.

Der Verein Kinder- und Jugendbildung Shimshal e.V. wurde im November 2002 gegründet mit dem Zweck diese Schule zu bauen. Ein großes Vorhaben zumal sich schnell herausstellte, dass die Schule um einiges größer werden sollte als ursprünglich geplant.

Es wäre sehr wünschenswert, wenn die Mitgliederzahl des Vereins von nun 85 Mitgliedern noch auf 100 erhöht werden könnte. Ein Mitgliedsantrag mit Satzung ist beigelegt.

Um die Arbeit fortsetzen zu können ist der Verein auch weiterhin auf Spenden angewiesen. In der kommenden Advents- und Weihnachtszeit denken doch viele über eine Spende nach. Warum nicht einmal eine örtliche Organisation unterstützen?

Nie verlasse ich Shimshal ohne Dank der Menschen dort. Diejenigen die nicht auf der Baustelle beschäftigt waren nutzten das schöne Wetter um noch das letzte Getreide auf den Feldern – das Hauptnahrungsmittel – von Hand zu mähen und zu dreschen. Beim Gang durch die Landschaft kamen immer wieder innige Lob- und Dankesworte für dieses schöne Gebäude an all die Menschen, die es ermöglicht haben. Diesen Dank gebe ich gerne weiter. Auch ich möchte mich bedanken für das Vertrauen, das Sie diesem Unternehmen entgegengebracht und es somit ermöglicht haben.

Die alten Schulräume sind viel zu klein. Der Unterricht muss daher zum Teil im Freien stattfinden.

 

Ihre Wilma Rehkugler


Spendenkonten des Vereins
 

Sparkasse Bodensee:

IBAN: DE92 6905 0001 0020 1366 44 /// SWIFT-BIC: SOLADES1KNZ

Raiffeisenbank Oberteuringen:

IBAN: DE24 6516 2832 0081 4970 08 /// SWIFT-BIC: GENODES1OTE

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Revision: 05.12.2022 - 03:08