Reisebericht 2013 - Sommer

Bericht über die Reise 2013 nach Shimshal / Pakistan zu unserem Schulprojekt

Seit dem Besuch im letzten Jahr hatte sich bezüglich des Schulprojektes doch wieder einiges ereignet und somit auch Anlass wieder nach Shimshal zu reisen.

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Begrüßung in Shimshal

Trotz der Vorkommnisse am Nanga Parbat wo ein internationales Expeditionsteam durch Extremisten ermordet wurde, hielten wir an unseren Reiseplänen fest. Wir, das waren meine Tochter Karin Axtmann und der bewährte Reisepartner Josef Schmeh aus Oberteuringen. Unsere Reise begann am 01.07.2013 über München/ Istanbul, dann direkt nach Islamabad. Der Rückflug am 27.07.2013 erfolgte dann von Istanbul aus direkt nach Friedrichshafen.

Amjad Karim holte uns am Morgen des 02.07.2013 vom Flughafen ab. Im Hotel wurde der Schlafbedarf aufgeholt und danach die wichtigsten Dinge erledigt. Roshan, die nun eine Ausbildung an einer Textilfachschule macht, kommt überraschenderweise zu Besuch. Sie macht einen sehr guten selbstbewussten Eindruck. Darüber bin ich sehr froh, denn sie wird von einer Familie unseres Vereins unterstützt.

Den nächsten Tag verbrachten wir mit Besichtigungen, um dann am darauf folgenden Tag die Fahrt in das 600 km entfernte Gilgit anzutreten. Diese erfolgte über die normale Karakorum-Route, denn hier war Militär und Polizei präsent um uns in dieser schwierigen Zeit mit Eskorten ausreichend Schutz angedeihen zu lassen.

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Der Rakaposhi mit knapp 8000 m Höhe zeigt sich uns von der schönsten Seite

Gilgit, die Provinzhauptstadt, war wie immer sehr umtriebig und laut. Im Bazar wurden gleich nach der Ankunft Stoffe gekauft, damit die bequemen Kleidung der Einheimischen noch rechtzeitig vor der Weiterfahrt beim Schneider genäht werden konnte. Wie sich in all den Jahren herausgestellt hatte, ist so ein Shalwar (Hose) und Kameez (Oberteil), gerade bei großer Hitze die ideale Bekleidung. Frauen ergänzen das Ganze noch durch den Dupatta, einen großen Schal. 

Die Kleider sind fertig geworden, nun kann es Richtung Norden gehen - Josef Schmeh und Karin Axtmann
Die Kleider sind fertig geworden, nun kann es Richtung Norden gehen
Josef Schmeh und Karin Axtmann

Mit der neuen pakistanischen Bekleidung konnte die Weiterfahrt nach 2 Tagen erfolgen. Kurz nach Karimabad, dem Sitz des ehemaligen Fürstentums, erreichten wir den aufgestauten See bei Attabad. Meiner Schätzung nach war der Wasserstand 3 bis 4 Meter gesunken. Dies zeigte sich auch bei der Anlegestelle in Gulmit, denn nun konnte man außer den kahlen Bäumen auch die restlichen, ehemals unter Wasser liegenden Ruinen der Häuser sehen. Nun hat sich die Tunnellösung bestätigt, denn am Anfang des Sees werden auf der rechten Seite schon Tunnels in die Felsen gehauen um dann den KKH wieder über die Brücke bei Sischkat, dem ehemaligen Verlauf zu führen. Als Fertigstellung wurde 2014 – 2015 genannt.

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Warten auf eine Ladung, die über den See transportiert wurde

Alles lief reibungslos und so erreichten wir Shimshal rechtzeitig am 06.07.2013 um am höchsten Feiertag der Ismaeliten, Salgirah, der am 07.07.2013 gefeiert wurde, dabei zu sein. Als Chef-Gäste sitzen wir in der ersten Reihe. Vor dem langen Programm gibt es als Stärkung für alle Reis mit Schaf- (oder Ziegen)-Fleisch. 

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Salgirah

Am nächsten Tag besuchten wir die Schule. Wie ich schon vorher erfahren hatte, musste der Direktor vom letzten Jahr wegen eines Todesfalles zurück nach Gulmit. Und so begrüßten wir den neuen Direktor Ferman Karim aus Karimabad. Er war vorher an einer Schule in Karimabad als Direktor eingesetzt und so bestand auch bei uns kein Zweifel, dass er seine Arbeit an unserer Schule mit viel Einsatz leisten wird. Wir überbrachten das Mikroskop, das uns von einem Mitglied unseres Vereins für die Schule gespendet wurde.

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Unser Direktor Ferman Karim bewundert das neue Mikroskop

Nach der permanenten staatlichen Anerkennung als Grund-und Mittelschule konnte ein weiterer Erfolg verzeichnet werden. Ein Abordnung der internationalen Karakorum Universität in Gilgit erklärte sich nach einem Besuch unserer Schule dazu bereit, die Abschlussprüfungen der 10. Klasse nun in Shimshal durchzuführen. Zu diesem Zweck mussten unsere Schüler bis jetzt nach Sost oder Karimabad reisen. Dies war notwendig um die Anerkennung zu erhalten an einem College und später an einer Universität die Ausbildung fortsetzen zu können. Von Sponsoren aus Neuseeland und Canada werden viele Studenten dabei unterstützt. Durch Mitglieder unseres Vereins wird für vier Mädchen eine Weiterbildung ermöglicht. 

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Darbietungen beim Schulfest
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"Volles Haus" würde man in Deutschland sagen...

Auch an unserer Schule waren kurz vor dem Schulfest Prüfungen angesagt. Dabei werden auch die Kinder des Vorschulkindergartens für den Eintritt in die 1. Klasse geprüft. Die Ergebnisse mussten die Eltern persönlich abholen, um dann auch mit den Lehrern oder dem Direktor das Resultat besprechen zu können. Aufgrund dieser Maßnahmen wurde der Unterricht ausgesetzt und wegen der anstehenden Ferienzeit nur noch begrenzt durchgeführt. 

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Aufmerksame Schülerinnen im Unterricht... ...vor der Kamera jedoch etwas verlegen

Das Schulfest selbst war nicht nur für die Eltern ein Höhepunkt im Jahr. Auch wir Gäste haben die vielseitigen Programme sehr genossen. Zwischen den Darbietungen wurden die besten Schüler mit Preisen belohnt und viele Reden wurden gehalten. In meiner Rede hielt ich nochmals fest, dass Schulgeld bezahlt werden muss. Dies ist im Gegensatz zu anderen Schulen ein geringer Betrag und gestaffelt nach der Kinderzahl. Aber auch der Hinweis, dass dieses Geld wirklich armen Familien erlassen wird, durfte nicht fehlen. Ein Grundprinzip von Anfang an.

Desweiteren informierte ich darüber, dass Energie für Shimshal wegen der abgelehnten Windkraft nun nicht zustande kommen kann. Ein neuer Antrag beim BMZ für Solar für unsere Schule wurde gestellt. Die bereits erfolgten Prüfungen sind als positiv anzusehen und so bestehen gute Aussichten, diese Anlage noch vor dem Wintereinbruch fertig stellen zu können. 

Auch über den Bau der Wasserleitung wurde informiert. Nachdem für dieses Vorhaben von der Aga Khan Organisation in Gilgit umfangreiche Planungen stattgefunden hatten, entschieden wir uns für diese, zwar teurere, jedoch sinnvollere Lösung. Das Wasser der Quellen, die 1.5 Kilometer entfernt im hinteren Shimshaltal liegen, hat Trinkwasserqualität. Es wird in einem Tank gesammelt. Die Leitungen werden in frostsicherer Qualität eingebaut und nach jeden 300 Metern getrennt mit einem Zugang für Kontrollen. Die 4 Toilettenräume, die durch die Zuwendung des SEZ nun ausgebaut sind, werden direkt angeschlossen. Geplant sind aber weitere Wasserstellen, um den Frauen den weiten mühsamen Weg zu ersparen.

Zu diesem Zweck erhielten wir von den Einnahmen des Adventsmarktes vom Kirchenkreis Alt-Hamburg-Hamm eine stattliche Summe. Für die Mehrkosten der nun teureren Lösung wurde ein Antrag beim SEZ (Stiftung Entwicklungszusammenarbeit Baden-Württemberg) gestellt. Die Zuwendung aus Hamburg wird hier für die Selbstbeteiligung unseres Vereins verwendet.

Nach dem offiziellen Teil wurden bei einem Essen weitere Gespräche geführt.

Mir steht noch ein anstrengender Nachmittag bevor. Treffen mit Shambi Kahn, seit 5 Jahren 1. Vorsitzender von Naw Bahar, Mohamed Gunic und dem Dad Ali ist angesagt. Sie haben viel für die Schule getan, es ist jedoch auch meine Meinung, dass das Management der Schule nun der nächsten Generation überlassen werden sollte. Außerdem verlangen auch die Statuten von der Partnerorganisation Naw-Bahr einen Wechsel in der Vorstandschaft. Es wurde vereinbart, dass Ende August eine Schulkommitee gewählt wird. Dieses Schulkommitee wird selbstständig das Management übernehmen und damit auch Amjad Karim entlasten.

Die Zeit in Shimshal ist angefüllt mit Einladungen, Treffen mit den Mädchen Shaista ihrer Schwester Noorina und mit Nabila, die alle von Mitgliedern unseres Vereins für den Besuch eines College in Alibad unterstützt werden.

Eine geplante Tour zum Yazgil Gletscher musste leider aufgegeben werden, da es regnete und die Landschaft wolkenverhangen war.

Wir entschlossen uns die Rückreise anzutreten um in Karimabad noch ein paar Tage zu bleiben. Josef und Karin buchten die anstrengende Tour zum Ultar Base Camp. Wie an allen Orten, die mit Tourismus zu hatten auch in diesem Trekking- Unternehmen nur traurige Gesichter. Die Tragödie am Nanga Parbat hatte zur Folge, dass so ziemlich alle Trekking-Touren von den Veranstaltern abgesagt wurden. Auch mit den Expeditionen, speziell für den Nanga Parbat, sah es nicht besser aus, wie ich von Wahab erfuhr. Er, ein Höhenbergsteiger für die 8.000er, wartete vergeblich auf Arbeit und somit gab es auch keinen Verdienst für dieses Jahr.

In Gilgit angekommen hat auch schon der Ramadan begonnen. Für uns bedeutet dies, dass wir kein Frühstück bekommen und am Abend die Straße vor dem Parkhotel vollgestopft ist mit Fahrzeugen. Alle kaufen nun ein, um dann nach Anbruch Dunkelheit die Mahlzeit einzunehmen.

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Vorbereitungen für das Abendessen Mhhh, wie gut das riecht!

Saif, von der Trekking-Agentur nebenan, überredet uns zu einer Tour ins Naltar-Tal und zum Naltar-See. Kein schlechter Entschluss, denn ich wollte immer schon dorthin. Die Straße ließ mit der nach Shimsahl vergleichen. Aber dann die Überraschung, eine Landschaft, die an die Schweiz erinnerte und der See weiter oben noch viel schöner. Er schimmerte in einem Grün mit Birken am Ufer. Unsere Kekse fanden dankbare Abnehmer bei den herbei geeilten Kindern. Einer davon war besonders geschäftstüchtig. Er verlieh seine Sitzbank für 30 Rupien (ca. 20 Cent). 

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Am wunderschönen Naltar-See

Zeit um sich um den Flug von Gilgit nach Islamabad zu kümmern. Ich selbst hatte ja schon die Hoffnung aufgegeben einen solchen zu bekommen, denn in den letzten Jahren war dies einfach nicht mehr möglich. Aber das Wunder geschah, nachmittags um 14:00 Uhr Abflug in Gilgit und nach 45 Minuten Ankunft in Islamabad. Bequemer geht es nicht.

Nun nachdem ja zeitlich eine Autoreise eingeplant war, hatten wir noch Zeit für Ausflüge und Treffen mit Surriya, der Tochter von Bakhtawar, sie studiert in Islamabad. Eine junge selbstbewusste Dame ist aus ihr geworden. 

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Karin und Surriya in Rawalpindi

Nachts die Fahrt zum Flughafen um die Rückreise anzutreten. Ich denke, dass wir alle; meine Tochter Karin, Josef und ich wieder viel Eindrücke gesammelt haben und es Zeit braucht um alles zu verarbeiten.

Wilma Rehkugler, 1. Vorsitzende


Spendenkonten des Vereins
 

Sparkasse Bodensee:

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Raiffeisenbank Oberteuringen:

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